Spargelzeit

Spargelzeit, schöne Zeit. Europa liegt sich in den Armen. Die Deutschen pilgern durch die Heide zum Spargelhof, wo Berge von weißem Spargel und geräuchertem Schinken auf sie warten, die Franzosen schieben eine Spargelquiche in den Ofen, die Italiener – was machen die Italiener?
Die machen ihre pasta asparagi e gamberetti
Wie ich auf die komme? Da steckt natürlich die Bonnie dahinter.

Meine Bonnie ist ein gesprächiges Mädchen. Vor kurzem bin ich mit ihr – vorbei an blühenden Apfelbäumen und noch blühenderen Rapsfeldern – über das malerische Engen und durch das romantische Wutachtal in den Schwarzwald gefahren. Am Rande des heute nicht mehr so dunklen Waldes war die internationale Gilde der Spargelstecher am Spargelstechen.spagel bonnie Kopie.jpg
Wir hielten an, und warfen einen Blick in die gefüllten Spargelkisten.
„Ah“, stöhnte die Bonnie, „mon ravissement était devant les asperges …“
„Wie bitte?“ Ich schaute sie erstaunt an.
„Oh“, sagte sie, „ich vergaß mich. Also …“, sie schüttelte leicht ihre nicht vorhandenen Federn, „mein Entzücken gilt den Spargeln, die aussehen wie eingetaucht in Ultramarin und Rosa und deren Spitzen zart Violett und Himmelblau überpinselt scheinen, wobei sich diese Farben zum unteren Ende zu, das noch ganz beschmutzt ist vom Ackerboden, in irisierenden Abstufungen abschwächen, die nicht von dieser Welt sind. Es scheint mir, dass sich hinter diesen überirdischen Nuancen delikate Geschöpfe verbergen, die sich proust monageeinen Spaß daraus gemacht haben, sich in Gemüse zu verwandeln und die durch ihre feste essbare Verkleidung hindurch jene kostbare Essenz erahnen lassen, die ich noch wiedererkenne, wenn sie in der Nacht nach einem abendlichen Spargelessen wie in einer Feenkomödie von Shakespeare eine ebenso poetische wie derbe Posse aufführen, indem sie meinen Nachttopf in ein Parfümgefäß verwandeln.“
„Was ist denn in dich gefahren. Seit wann hängst du dich nachts über einen Nachttopf“?
„Okay, okay.“ Die Bonnie windet sich, dass die Kette knirscht. „Ich habe mich hinreißen lassen. Marcel Proust und der Spargel, in der “ Suche nach der verlorenen Zeit.“
„Und du liebst den Spargel?“
„Not really, but  it looks lovely, doesn’t it?“ Und sie fügte hinzu: „Ich habe mal eine Ducati getroffen, die schwärmte auf Italienisch: Sostavo rapito davanti agli asparagi, aspersi d’oltremare e di rosa …,“
Bonnie seufzt tief und feucht: „Ach die Ducati, was war das für ein schönes Motorrad.“

Und während die Bonnie wieder einmal sich literarisch austobte, dass ich befürchtete, ihr könnte ein geordneter Vierertakt abhanden kommen, erinnerte ich mich an das Restaurant gleich neben dem Zeltplatzes  von Caffaro am Lago d’Idro, wo es nicht nur fantastische spaghetti allo scoglio, sondern auch pasta asparagi e gamberetti serviert wurden, die mich vergessen ließen, dass meine Frau auf der anderen Seiten der Alpen wohl nur von geraspelten Mohrrüben und Gouda leben musste.
Also: Das Rezept ist einfach, und seine kulinarischen Qualitäten stehen im umgekehrten Verhältnis zu seine Schlichtheit.

Die Foodware für 2 Personen

  • 160 g Pasta
    125 g rohe Garnelen geschält.
    ½ rote Pfefferschote
    1/4 rote Paprikaschote
    ½ Glas Weißwein
    125 g weißer Spargel
    1 Knoblauchzehe gehakt
    Olivenöl
    100 gAlmette
    1 EL  Gorgonzola
    ½ Bündel Petersilie gehackt.
    Salz und Pfeffer

Und so gehst du vor
1. Den geschälten Spargel in 3cm lange Stücke schneiden und 5 Minuten über einem Aufsatz im Topf dünsten.
2. Die Pfefferschote der Länge nach halbieren, die Kerne entfernen (Wer es absolut ‚hot‘ möchte, lässt die Kerne drin) und die Paprikaschote in kleine Würfel schneiden.
3. In der Pfanne im Olivenöl den Knoblauch glasig werden lassen, dann den vorgedünsteten Spargel, Pfefferschote und die Paprikawürfel hinzufügen,
Pfanne mit dem Weißwein löschen und alles auf kleiner Flamme zusammen mit den Garnelen unter dem Deckel 5 Minuten dünsten.
Deckel weg, die Almette und den Gorgonzola hinzu und verrühren.
4. Alles mit der Petersilie unter die Pasta geben.
Zusammen dem geriebenen Parmesan und einem leuchtend roten Bardolino Classico auf den Tisch bringen.

Ein PS.: Wenn du es dir etwas einfacher machen willst, holst du dir fertig gekochte Garnelen – die lassen sich leichter schälen – und rüherst sie am Schluss mit der Petersilie unter die Pasta.

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