Portugiesischer Reistopf alpin
November, Nebel über dem Bodensee, Blättern im Tagebuch, Erinnerungen.
Saas Fee, Sommer 2010, die Suzuki muffelt am Unterstand des Parkhauses vor sich hin. Sie darf nicht ins Dorf. Wir dürfen, und wir kommen hungrig und müde, aber aufgekratzt von den Bergen herunter und freuen uns auf unser Apartment.
Di 19:30 Uhr: Kanadische Krabben mit Tartaren Sauce, dazu russische Eier und von unserem Alpenmetzger eine fulminante paté de fois. Nach dem zweiten Glas Wein will die Frau auf den Allalin.
Meine Lunge mag das nicht. Sie ist gerade mit mir von der Mischabelhütte zurückgekeucht
(von 1800 auf 3350 Meter hoch über Tritteisen und Leitern und dann wieder herunter über Leitern und Tritteisen). Aber mein Herz, mein weites Herz, mein liebendes Herz, das flüstert: Mann, Junge, das ist doch ein Angebot. Sie will mir dir auf den Allalin, sie will mir dir in luftigen 4000 Meter Höhe die Augen frei schweifen lassen. Sie will mit dir in die Freiheit über den Wolken.
Also wird die Lunge bestochen mit dem Versprechen einer ungefilterten Bergluft, und wir packen das Zubehör: Seil, Steigeisen, Gamaschen, Nüsse für den Notfall.
Alles gepackt. Noch zwei Seiten im Krimi gestöbert und dann ab in die Träume.
Mi 6:30 Uhr Aufstehen – Da reagiert die gute Frau überhaupt nicht. Murrend rollt sie von einer Seite auf die andere. Tief von unter der Decke dumpft es zum Erbarmen: „Ich mag heute nicht. Ich will das auch gar nicht.“
Ich muss lachen. Ihr Kopf gräbt sich aus dem verwuselten Laken. „Lach‘ nicht.“
Ich lache. Sie stöhnt. „Du weißt gar nicht, wie schwer mir das fällt.“
Ich möchte ihr zu gerne die Decke wegziehen. Schon greift meine Hand nach dem zerknautschten Leinenstoff, als ich es fühle: Langsam fahren die Krallen aus unter der Bettdecke.
In fernen Nebeln setzt sich verschwommen eine Erinnerung zusammen. Ein Zeltplatz in Arles taucht auf. Die alte R 51/3 aus dem Hause BMW wartete ungeduldig. Ihre beiden Zylinder strahlten freundlich in der Sonne, ihre chromblitzenden Vordergabeln vibrierten in leis hechelnder Vorfreude auf eine Tour durch die Carmargue. Aber die Frau!
Die Frau lag noch zusammengerollt in dem Schlafsack unter dem kanadischen Militärzeit, das sie vor der bösen Sonne behütete – so glaubte sie es jedenfalls.
Ich löste mit flinken Griffen den Boden vom Zeltdach, und schnell flog das Zelt in die luftige Höh‘ – und da lag sie, die Hübsche, unter freiem Himmel, die Haare verwuselt, die Arme verquer. Ich lachte, aber dann traf mit ein Blick voll schwarzer Empörung, dass mir das Lachen im Halse gefror, und ich wusste: Nie wieder würde ich in Versuchung geraten, mit ihrem Schlaf ein Spielchen zu spielen.
Also setze ich den Kessel auf den Herd und gieß den Kaffee auf. Schon taucht eine Nase witternd wie ein Murmeltier aus den vielfältigen Knautschzonen des Bettes auf.
7:15 Uhr Ab zur Talstation. Nebel hüllt die Berge ein. Kein strahlender Sonnenaufgang, kein blitzender Schnee, aber am Hang schauen ein paar Gämsen der Gondel hinterher.
Mit freudlosen Augen sitzen wir in der Kabine, die löst sich trotz des Nebels mit einem energischen Schwung aus der Station, schwebt dann ruhig durch die graue Suppe, als plötzlich …
Als plötzlich was?
… als plötzlich wie durch Zauberhand die Nebel aufreißen unter uns versinken, und aus ihnen empor taucht die Bergwelt in ihrer ganzen Pracht.
Das Leuchten in unseren Augen wird nur durch eine gleißende Sonne überstrahlt.
8:00 Uhr Mit Schwung aus der Gondel, mit Lachen in die Ausrüstung, und der Aufstieg beginnt, vorbei an den blau-grünen Gletscherspalten, vor uns eine Seilmannschaft mit demselben Ziel, …
… kurze Rast auf dem Sattel. Rechts steigt der Alphubel empor und im Hintergrund
breiten sie sich aus, die Viertausender: das Matterhorn in der Ferne, …… das Monte Rosa Massiv mit der mächtigen Dufourspitze und gleich um die Ecke das Strahlhorn.
Dann wartet auf uns der steile Anstieg auf das Allalinhorn.
Noch eine Stunde durch Schnee und Eis und wir sind kurz vor dem Abheben.
Und noch ein paar Schritte und wir sind oben.
10:15 Uhr 4027 Meter, die Sonne am wolkenlosen Himmel, die Luft klar bis in die Ferne und um uns herum die versammelte Bergwelt.
Heute eine verlorene Bergwelt für uns. Die Beine haben nicht mehr die rechte Power, die Lunge nicht mehr genügend Luft.
Oder?
Oder hatte eine gute Freundin vor vielen Jahren doch Recht? Wenn die Kräfte schwinden, wenn die Knie wackeln und die Bandscheiben leise vor sich hin quietschen, dann, so hatte sie prophezeit, werdet ihr euch mit dem Tandem Rollator beharrlich und mit leicht mummelnden Unterkiefern den Berg hoch schieben.
Und wie holen wir die verlorenen Kräfte zurück? Wir kochen uns stark. Und wie kochen wir uns stark?
Wir machen das mit einem Reistopf für zwei Personen:
Dafür brauchst du eine gut sortierte Gefriertruhe und folgende Zutaten:
- 200g Gramm Putenbrust oder Schweinefilet
2 kleine Calarmari alias Tintenfisch (gefrostet) geputzt und ausgenommen
4-6 Scampi (gefrostet, roh)
Beides am Morgen in den Kühlschrank zum Auftauen gestellt
1/3 Paprikaschote rot
1 TL Paprikapulver süß
1 Knoblauchzehe gehackt
¾ Tasse Reis
Schuss Olivenöl
1½ Tasse Flüssigkeit bestehend aus der abgegossenen Marinade (s.u.) und Hühnerbrühe.
Zum Braten: 1 TL Butterfett mit einem Schuss Olivenöl
Hinweis: Die Calamari können auch durch Jakobsmuschelfleisch ersetzt werden, dass dann zusammen mit den Scampi an den Reis kommt.
Für die Marinade
- trockenen Weißwein
1 TL Paprikapulver
1 zerquetschte Knoblauchzehe.
1-2 EL Olivenöl
Am Abend das Fleisch in 6mm dicke Scheiben schneiden (wenn es 5 der 7mm sind, ist das auch OK)
In einer passenden Schüssel Paprikapulver, Olivenöl und die zerquetschte Knoblauchzehe verrühren und mit dem Fleisch vermengen. Eine halbe Stunde stehen lassen.
Dann mit dem Weißwein auffüllen und (mindestens 5 Stunden) kalt stellen.
Am nächsten Abend geht es richtig los.
Vorbereitung
Ein Sieb auf eine Schüssel stellen und das Fleisch in das Sieb kippen. Die Flüssigkeit aufheben, das Fleisch mit Küchenkrepp trockentupfen.
Die Calamari in Ringe schneiden, die Arme halbieren.
Die Scampi von ihren Schalen befreien.
Die Knoblauchzehe in kleiner Würfel schneiden.
Die Spitze der Paprikaschote würfeln, von dem Rest der Schote drei Ringe abschneiden.
½ Glas kräftige Hühnerbrühe aufgießen.
Der Kochvorgang
In einen Topf Olivenöl geben, darin die Knoblauchwürfel bei mittlerer Hitze anbraten, das Paprikapulver unterrühren.
Nach 5 Sekunden die Calamari unter fleißigem Rühren dazugeben.
Nach 10 Sekunden den Reis einschütten, sorgfältig umrühren und mit der Hühnerbrühe und der Marinade auffüllen.
Bei kleiner Flamme mit halbgeschlossenem Topf köcheln lassen. Wenn der Reis (nach ca,7 Minuten) nicht mehr von der Flüssigkeit bedeckt ist, die Scampi und die Paprikaringe obenauf legen und den Deckel schließen. Alles bei sehr kleiner Flamme (E-Herd Stufe 1) reifen lassen.
Die Paprikaringe nach drei Minuten herausnehmen und beiseite stellen. Sie sollen nicht zerkochen.
Rechne insgesamt für den Reis ca. 12 Minuten (je nach Reis kann das auch mehr Zeit in Anspruch nehmen).
In der Pfanne das Butterfett erhitzen, einen kleinen Schuss Olivenöl hinein und dann das Fleisch scharf auf jeder Seite 1 Minute braten, mit Weißwein löschen und salzen.
Den Reis umrühren, eine vorgewärmte Platte aus dem Ofen holen und darauf den Reis anrichten, darüber das Fleisch geben (die Bratenflüssigkeit liebevoll über das Fleisch träufeln), mit den Paprikaringen garnieren und zusammen mit einem dir genehmen Weißwein auf den Tisch bringen.
Nach eine Stunde kanns du kaum noch laufen vor Kraft.
Lecker!
Die BMW ist eine echte Schönheit.
Herzliche Grüsse
DER HALBHARTE MANN