Lammkotelett
Als Biker weißt du es: Wenn du mit deinem Bike den Pass herunter fauchst, vor der Tornante 13 am Stilfser Joch oder der 8. Spitzkehre des Flüelapasses vom 4. in den 3. Gang schaltest, dann die Kupplung mit Schwung ihrem Schicksal überlässt, mein Gott, was für ein Ton, da rocken die Berge.
Und dann dasselbe noch mal von 3. auf 2., da faltet das Alphorn frustriert sein Horn zusammen, aber dein Herz macht sich breiter als breit in deiner Brust, und gerade will tief in deinem Bauch ein Jubelchor mächtig Luft holen, da tauchst du ab nach rechts in die Tiefen der Fliehkraft – und drehst mit zärtlicher Hand den Drehgriff auf ON. Boooom, und schon jubelt dein Bike in das Tal – mit einem Ton, da werden den Frauen am Straßenrand die Augen feucht – so sagt man jedenfalls.
Nun sind Frauen auch nicht mehr das, was sie mal waren. Biologisch ist da noch alles dran, aber mental deutlich generative Symptome. Am Straßenrand einem Biker zujubeln? Ja,. wo gibt es denn noch so was ? (Zumal die Meute der großvolumigen Biker irgendwo zwischen Grufti und Composti angesiedelt ist.)
Da lob ich mir doch die Schafe, die rechts und links der Alpenpässe an den Blumen knabbern. Nicht nur, dass sie einen vorzüglichen Käse liefern und gegen den Altersrassismus immun sind. Schon immer wollte ein Schaf mehr sein als ein Schaf (dazu hier und hier). Und sehen sie einen mächtigen V-Zylinder röhrend durch die Kurve schleudern , schon mutiert ihr Blöken zu einem ekstatischen Röcheln.
Da kommt man doch ins Träumen. In der Spitzkehrer Harold, das Schaf. Du schwebst gerade im toten Punkt deiner Lieblingstornante, und dein Bike zittert leis’ vor Vergnügen. Noch eine letzte kalkulierte Verzögerung und wamm! dann haut ihm die Einspritzdüse eine satte Ladung Gas in sein bestes Teil und die Brennkammern jagen die Zylinder in alle Richtungen.
Und kurz vor diesem Moment der Ekstase passiert’s: Harold hechtet auf die Soziusbank und röchelt mir dir total high ab in die Tiefe.
Ja, so ein Schaf ist voller Überraschungen und hat auch sonst eine Menge zu bieten. Zum Beispiel eine saftige Hinterkeule (Harold: ‚Den Knochen raus und eine Salbeifüllung rein, alles mit Knoblauch gespickt, dazu Röstkartoffeln und Rosmarintomaten – ein Traum.’) oder eine Lende von der Zartheit eines Schmetterlings (Harold ist ein Poet: “Kurz gegrillt mit Kräuterbutter und einer Folienkartoffel, dazu einen leichten Heurigen, dafür lasse ich jeden Frühlingsklee stehen.’) und natürlich die Koteletts, bei denen wir nun endlich angekommen sind.
Von denen brauchst du pro Person
- 2 Lammkoteletts. Sieh zu, dass der Knochen nicht zu riesig und der Fettrand nicht zu üppig ist.
- 2 Knoblauchzehen
- Zitronensaft einer Viertel Zitrone
- 1 EL Rosmarin, Wenn du nicht an frischen kommst, tut es auch gemahlener.
- 1 EL Olivenöl
So gehst du vor
- 4-6 Stunden vor dem Grillfest greifst du zu Wiegemesser und hackst den frischen Rosmarin kleiner als klein und vermischst ihn mit Olivenöl, so dass es die Konsistenz eines Uraltgetriebeöls hat. Diesen grau-grünlichen Breifluss parkst du für 15 Minuten, damit das Öl sich mit dem Rosmarin vereinen kann.
- Und während die beiden eins werden, beträufelst du die Koteletts mit Zitronensaft und schneidest die Knoblauchzehen in dünne Scheiben.
- Dann streichst du die Rosmarinpaste mit einem Teelöffel auf die Koteletts und belegst das Fleisch beidseitig mit drei bis vier Knoblauchscheiben und lässt du die Koteletts in einer engen Schüssel geschichtet ruhen.
- Auf dem Grill je eine Minute Vollgas zum Anbraten und dann unter Wenden auf jeder Seite je nach Dicke ca. fünf bis sieben Minuten garen.