Grillen – Der Spieß

Ich bin wieder aufgetaucht aus den Tiefen der Bucht von Xlendi. Drei Wochen ein k-06 pfanne.JPGordentliches Frühstück: Maltesische Pastizzi, britische sausages mit dem passenden Spiegelei und ein paar gebratenen Tomatenscheiben, dazu eine saftige Scheibe Maltese Brrread von Joseph’s Bakery, beladen mit bitterer orange marmelade auf gesalzener irischer Butter, ja, was gibt es denn Schönes – außer vielleicht einem

 Fleischspieß für vier Personen.

Damit kommen wir zur Königsklasse des maskulinen Grillens, das Grillen mit dem Spieß.

Männer!

Die kluge Frau weiß es: Es gibt Männer, die brauchen ein Podest und eine Feder im Arsch, damit sie besser krähen können.

Es gibt Männer, die schauen sich im Spiegel an und bekennen schlicht und ehrlich: Ich mag mich.

Es gibt Männer, die betreten ehrfürchtig ihre kleine Werkstatt – die Kathedrale ihrer Obsessionen – im Keller, in der Garage oder sonst wo und streicheln versunken den antiken Drehmomentschlüssel. Der Kompressionsprüfer, der nie Benutzte, lächelt auf sie hernieder, und vor dem Synchrontester für die geliebte V-Max oder Virago oder Moto Guzzi werden ihnen die Augen feucht.

Und dann gibt es da die Schweizer, Weltmeister im Tiefstapeln unter erschwerten Bedingungen. Wer heute nicht das sporadische Füttern seiner Tochter als Großereignis herumtwittert, hat schon verloren.

Die Schweizer füttern vielleicht auch ihre Töchter, schwärmen aber vor allem am 1. August  aus in die Wälder mit dem Kinderwagen, mit dem Rucksack und natürlich auch mit dem Bike. Was wollen sie in den Bergen? Sie wollen den Wilhelm Tell bei Pflümli und Grillfeuer hochleben lassen. Das ist ein Urevent, und da solltest du dabei sein. Und wie das geht? Das geht so:

Du steigst hinab in den Keller oder hinauf auf den Dachboden und rollst zusammen: Isomatte, Schlafsack, das kleine Minizelt, stopfst alles zusammen mit drei Unterhosen, einem T-Shirt und der Grundausrüstung an Hygiene in die Gepäckrolle, schiebst dir dein Bikermesser in die Hosentasche, vertäust alles auf deinem Bock und ab geht’s dahin, wo das Schweizer Kreuz glüht, und das glüht am hellsten hoch oben im Lötschental auf der Falfleralp gleich unter dem Aletschgletscher.

Wenn du mit deinem Girl losziehst, dann gestaltet sich der Packvorgang etwas komplexer, und die Hygienegrundausrüstung entspricht bald nicht mehr deinen Vorstellungen, aber ihr werdet schon eine Lösung finden. Und zu dritt (Wir wollen doch unseren Bock nicht vergessen!) rollt sich’s einfach harmonischer.

Hier oben in 1750 Metern atmet dein Zelt wohlig durch, wird es doch einmal so richtig gelüftet. Hier atmen du und dein Bock zusammen mit den Eidgenossen die Luft der Freiheit, während dein Girl erst einmal die sanitären Anlagen inspiziert. Ihre Einwendungen sind dir sehr fremd und du versenkst sie (die Einwendungen!) erst einmal in die tiefsten Tiefen einer abgrundtiefen Gletscherspalte, aber du liebst das Leben und nickst voller Verständnis.

Und dann wirst du ganz Mann und springst in den Wald – nicht mit dem Spaten, sondern mit deinem Bikermesser. Und mit kundigen Griffen, die dir in uralten Zeiten in die Gene gelegt worden sind, hast du deine Beute schnell im sehnigen Griff, und schon kehrst du beschwingt  zurück mit deiner Beute zu Zelt, Bike und Braut . Links unter dem Arm eine Ladung trockener Äste und rechts einen Satz frischer Zweige.

Ihr seid in super Team. Dein Girl – auch ihre Gene haben schon einige Jahrtausende auf dem Buckel – hat bereits mit flinken Händen einen kleinen Kreis aus Steinen errichtet und winkt mit den Bratwürsten. Schon lodert das Feuer, und während die trockenen Äste zur Glut herunterbrennen und dein Girl den Rotwein vom Valensee aus dem Tankboy fischt, spitzt du die Zweige sorgfältig an und bespickst sie mit je einem Würstchen.

Und wenn es dunkel wird, wenn die Flasche Rotwein, der Duft der Lagerfeuer und ein funkelnder und endlos weiter Sternenhimmel eure Seelen weit über den Altetschgletscher haben fliegen lassen, dann – ja, dann sind alle Optionen offen.

Nun wäre es allerdings sehr kühn, diese archaische Grilltechnik auf die heimatliche Terrasse in Westrhauderfehn oder den Schrebergarten in Berlin-Siemensstadt zu transferieren. Deutsche Terrassenbewohner und deutsche Schrebergärtner sind sehr eigen und haben wenig Verständnis für kulturelle Experimente. Du, der du – siehe oben – das Leben liebst und auch deinen Nächsten, weißt: Im Lande der unbegrenzten Geschwindigkeit ist die Stromlinie Trumpf. Also holst du deine stählernen Grillspieße aus dem Keller, die du in Kappadokien auf einem Bazar mühsam erhandelst hast, baust deinen Elektro- oder Gasgrill mit Piezozündung auf (die moderne industriell gesteuerte Holzkohlenproduktion hat der Holzkohle eh die geliebten Aromastoffe ausgetrieben), und schreitest zu Tat.

Stelle als erstes sicher, du weißt, wer auf seinem Spieß Zwiebel und wer Paprika haben will. Vergiss dies niemals, ansonsten wird auch der friedlichste Sonnenuntergang erstaunter Zeuge unschöner Dialoge. Um die Sache zu vereinfachen, gehe ich von einem 50/50 Verhältnis aus.

Also greife ich mir für 4 Spieße

  • 500g Fleisch. Ich liebe Schweinenacken bzw. – wie ich als Neuschwabe gelernt habe – Schweinehals
  • 300g gesteiften Räucherspeck
  • 1 Paprikaschote
  • 2  mittelgroße Zwiebeln.

Und für die Marinade

  • 4TL Olivenöl
  • 2 Knoblauchzehen
  • Saft einer halben Zitrone
  • 1 TL Oregano (wenn er frisch ist 1 ½ TL)
  • scharfes Paprikapulver

Und dann:
trenne ich die Knochen vom Fleisch und schneide das Fleisch in 16-20 Würfel (ca 3 X 3 cm), gebe es in eine Schüssel und quetsche darüber die halbe Zitrone aus. Wenn es ein saftarmes Geschöpf ist, muss die ganze Zitrone dran glauben. Nun rühre ich alles ordentlich durch, und während das Fleisch eine halbe Stunde in dem Zitronensaft vor sich hinbrütet, zerquetsche ich die Knoblauchzehen mit der Presse, gebe sie zusammen mit dem Oregano in das Olivenöl, rühre kurz durch und lasse Marinade ebenfalls brüten.
Nach der halben Stunde vermische ich das Gemenge ordentlich und lasse es vier bis sechs Stunden mit sich allein..

Und vor dem Grillen setze ich in alle Ruhe die Einzelteile zusammen. Vor mir liegen

  • meine vier Spieße aus Kappadokien
  • die marinierten Fleischstücke
  • der in kräftige Scheiben geschnittene Speck (ca. ½ cm dick)
  • die in ca 3 x 3 cm Stücke zerlegte Paprikaschote und
  • die einzelnen Schalen der Zwiebel, wobei die äußeren Schalen halbiert worden sind.

Am Anfang und am Ende je ein Fleischstück, also Fleisch, Gemüse, Speck, Gemüse etc.
Da ich ein Zwiebelfan bin, nehme ich mehr als eine  Zwiebelscheibe pro Einschub.

Der Spieß will fleißig gedreht und am Schluss mit dem scharfen Paprika und etwas Salz gewürzt werden.
Zu diesem saftigen Spieß brauche ich keine Sauce, aber ein Tsatsiki kommt ganz gut als Begleitung. Und am liebsten futtere ich dazu meinen Reis und trinke einen moussierenden Rosé.

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