Ladies First: Die Tomate – Gentlemen first: Il pomeriggio
Du willst immer noch wissen, wie du den Pesto Rosso custom made in deinen Kühlschrank kriegst? Sauber. Du bist ein Steher. Und dafür kriegst du hier ’nen Doppelpack.
Das Geheimnis eines guten To-matenpestos wie dem Pesto Pomodori Secchi ist, der Name hat es dir schon verraten, die getrocknete Tomate. Aber Vorsicht, es gibt getrocknete Tomaten, nach deren Verzehr fühlst du dich wie ein Salzhering, denn Salz ist die Grundlage der Tomatentrocknung.
Aber dein Türke weiß schon, was er dir verkaufen darf.
Der gradlinige Koch schmeißt die getrocknete Tomate pur auf seine Küchenzeile, doch welcher Biker ist schon gradlinig. Für den Biker heißt es nicht, wie komme ich am schnellsten von A nach B, sondern für einen Biker heißt es, wo liegen zwischen A und B die schärfsten Kurven (ich meine die Kurven im Sinne der StVO, du Spaßvogel!), und da ist auch mal ein abenteuerlicher Umweg angesagt. Daher beginnen wir mit unserem Rezept mit den
marinierten Tomaten.
Die kannst du für viel Geld beim Türken kaufen, für wenig Geld kannst du die auch selber herstellen
.
Du holst dir vom Türken
- 500g getrocknete Tomaten
Und stellst zu Hause in der Küche bereit
- 2 l Wasser
- 1/4 l Weißwein
- 1/8 l Essig
- 1 Tasse Olivenöl
- Getrocknete Mittelmeerkräuter nach Wahl (Ich nehme Oregano, Thymian und etwas Salbei, aber Rosmarin kommt bei den Tomaten auch super an.)
- 4 Knoblauchzehen
- 1 Bund Basilikum klein gehackt
- 1 Bund Petersilie klein gehackt
- (wer es mang: scharfes Paprika)
- 3 Sardellenfilets, klein gehackt
Und jetzt geht es zur Sache.
Du teilst deinen Tag in zwei Teile.
Im ersten Teil überlegst du, wohin du heute dein Bike ausführst. Das besprichst du kurz mit ihm, und wenn ihr euch geeinigt habt, bringst du eine Melange aus Wasser, Weißwein und Essig zum Kochen, gibst die Tomaten hinein, und lässt sie kurz aufkochen.
Dein Bike fragt inzwischen den Bordcomputer, ob das Benzin für die angesagte Kurvenorgie reicht. Der BC kitzelt kurz den Tankfühler an. Das ist ein hemmungsloser Anarchist. Der sagt erst mal OK, zwinkert dem BC verwegen zu und beide freuen sich auf ein kleines, aber feines Chaos.
Du stellst stellt inzwischen die Herdplatte aus (bzw. das Gas auf kleinste Flamme) und lässt die Tomaten 5 Minuten ziehen, gibst sie dann in ein Sieb. Dort fürfen sie vier Stunden meditieren und sich vom Schweiße dieser Welt befreien.
Und wenn du mit deinem Bike jubelnd aus dem Donautal oder von Butjadingen zurück bist – der BC jubelt nicht, der hat sich total verrechnet (Das war ich nicht!!! Das war der Tankfühler!!!), aber du in deiner Weisheit hast zwei Liter Benzin unter dem Sitz gebunkert – , trocknest du die geduldig wartenden Tomaten mit Küchenpapier.
Jetzt die zerkleinerten Sardellenfilets mit einer Gabel in dem Olivenöl zermanschen, die Tomaten mit den Gewürzen vermischen, das Sardellenolivenöl mit öliger Hand in die Tomatenmelange einmassieren und alles in ein Exgurkenglas geben.
Wie lange sich da die mumifizierten Tomaten ihre Mumienvitalität erhalten? Ich weiß es nicht. Spätestens nach zwei Monaten waren die alle immer weggeputzt, als Vorspeise mit schwarzen Oliven, als Zumischung zum Salat oder eben als Pestogrundlage
Ähem, der Bordcomputer hat ein schlechtes Gewissen. Er hat zwar anarchistische Tendenzen, aber vor allem eine grundsolide bürgerliche Seele. Er hat mir sein frivoles Spiel mit unser aller Tour zerknirscht gebeichtet und mir den Error Code 402 im bleichem Display aufleuchten lassen. Ich muss ihn trösten und habe ihm ein firmware update via PC versprochen. Das kostet Nerven und Zeit, Leute.
Daher geht’s erst nächste Woche weiter – wenn ich am Gran Paradiso einen Wifi-Zeltplatz finde, Morgen geht es mit dem Womo ab in das Aostatal.
2. Der (das?) Pesto
Eine Woche rum. Dazwischen liegen Alpenpässe satt, der Passo del Tonale, der Passo di Croce Dòmini, der Berninapass und natürlich der abenteuerlich Passo di Gàvia und abends am Campingplatz am Lago D’Idro die spaghetti allo scoglio im Restaurant oder der geräucherte Lachs vor dem Zelt. Doch davon einander Mal mehr.
Viel wichtig im Augenblick: Es ist wieder Frieden eingekehrt in unsere Dreierbeziehung von Bike, Biker und Bordcomputer. Der Bordcomputer küsst mir die Hand, aber mit einem frivolen Displayflimmern, das nichts Gutes verheißt.
Doch das ist dir natürlich egal. Du willst jetzt endlich zum
Pesto Rosso
kommen.
Okay, du fischst dir aus deinem Exgurkenglas 200 g eingelegte Tomaten
oder
Du legst dir 160 g getrocknete Tomaten bereit, die du in 400 ml Wasser und 3 EL Balsamico fünf Minuten gekocht und dann 15 Minuten unter dem Deckel hast ziehen lassen .
Weiter brauchst du
- 3-4 EL (50g) Pinienkerne
- 2 EL Cashew Kerne
- 2-3 Knoblauchzehen
- ½ Bund Basilikum – im Zweifelsfalle eher mehr – und
- etwas getrockneten Oregano
- 100 ml Olivenöl
- 40g geriebener Parmesan, Pecorino oder Grana
- 30 g Tomatenmark
Die Pinienkerne mögen’s heiß und wollen in der trockener Pfanne bei mittlerer Hitze geröstet werden. Ich halbiere sie vorher (die Kerne, nicht die Pfanne).
Dann werden mit dem Messer die Cashew Kerne gedrittelt oder geviertelt (Denk an Hannibal Lecter, tu dein Bestes) und das Basilikum klein geschnitten.
Den Knoblauch drückst du durch die Presse oder zerreibst ihn fein mit der Gabel (Du erinnerst dich: Vorher etwas Salz zum Fixieren draufstreuen).
Jetzt bringst du deinen Zauberstab auf Touren (ich meine deinen Pürierstab, du Unhold!), und der verwandelt die gekochten Tomaten mit 50 ml Olivenöl zu Brei.
Darunter rührst du
- den Knoblauchmatsch,
- Pinienkerne,
- gehackte Cashew Kerne,
- Tomatenmark
- geriebenen Käse,
- Basilikum und Oregano
Und mit dem vorsichtigen Einrühren des restlichen Öl lässt du jetzt eine dickflüssige Soße entstehen.
Tipp: Statt Pinienkerne sind auch geröstete Sesamkerne nicht schlecht.
Und wenn ihr mal echt unter Stress herumstöhnt und nicht schon wieder eine Pizza aus des Frosterkiste holen wollt, dann schmeißt ihr einen Satz Pasta ins Salzwasser, gießt sie al dente auf das Sieb und lasst großzügig das Olivenöl hineinlaufen, in dem ihr vorher drei Knoblauchzehen sanft erhitzt habt, einmal kräftig geschüttelt und dann die Pasta mit einer kulanten Ladung geriebenem Gouda (das will die Braut) oder Parmesan (das will der Bräutigam) und dem Pesto auf den Tisch – und schon schwindet der Stress dahin wie der Morgennebel in der aufgehenden Sonne.
Und wenn du das gelesen hast, bedenke: Ich relaxe gerade am Gran Paradiso, da, wo es zufällig einen Wifispot gibt. Wo ich nächste Woche weiterrelaxe, weiß ich noch nicht.